Immer mehr Beweise – wissenschaftlich sowie historisch – legen nahe, dass die Art und Weise wie die Mehrheit von uns schläft, uns überhaupt nicht gut tut.
Im Jahre 2001 hat der Historiker Roger Ekirch von der Virginia Tech Universität ein Papier veröffentlicht, welches über 15 Jahre Nachforschungen beinhaltete. Es führte eine überwältigende Menge an historischen Beweisen dafür an, dass die Menschen früher in zwei geteilten Abschnitten schliefen. (1)
2005 publizierte er ein Buch namens „At Day’s Close: Night in Times Past„, welches mehr als 500 Referenzen zu einem unterbrochenen Schlafrhythmus beinhaltete. Es beinhaltete Tagebücher, medizinische Bücher, Literatur und mehr, welche aus verschieden Quellen entnommen wurden – von Homer’s Odyssey bis hin zu modernen Stämmen in Nigeria.
„Es ist nicht nur die Anzahl der Verweise, sondern wie sie darauf verweisen, als ob es Allgemeinwissen wäre.“ – Ekirch
Folgendes wurde bei den Nachforschungen gefunden
Ekirch’s Nachforschungen zeigten, dass wir nicht schon immer für ca. 8 Stunden lang am Stück in der Nacht schliefen. Der Schlaf spielte sich in einem Zeitraum von 12 Stunden ab, welcher mit 3 oder 4 Stunden Schlaf begann, worauf eine Wachperiode von ca. 3 Stunden folgte, um dann abschließend für ungefähr 3 Stunden bis zum Morgen zu schlafen.
Dazu kommen die Nachforschungen des Psychiaters Thomas Wehr in den frühen 90er Jahren. Er führte ein Experiment durch, bei dem 14 Menschen einen Monat lang für 14 Stunden in kompletter Dunkelheit verweilen mussten. In der vierten Woche hatten die Teilnehmer ein deutlich anderes Schlafmuster angenommen: das gleiche bimodale Schlafmuster, welches auch Ekirch beschrieb. Die Subjekte schliefen für ca. 4 Stunden, erwachten für ein paar Stunden, und schliefen anschließend erneut ein und schliefen bis zum Morgen durch. (2)
„Ekrich fand heraus, dass die Verweise auf den ersten und den zweiten Schlaf während des späten 17ten Jahrhunderts verschwanden. Dies begann bei der urbanen Oberschicht in Nordeuropa und sickerte im Laufe der nächsten 200 Jahre in den Rest der westlichen Gesellschaft. Als wir in den 1920er Jahren angelangt waren, war die Idee eines ersten und zweiten Schlafes komplett aus dem sozialen Bewusstsein verschwunden.“ (Quelle)
Mögliche Gründe dafür
Ein Grund dafür könnte sein, dass diese Art des segmentierten Schlafes jener ist, welcher wirklich natürlich für den menschlichen Körper ist. Zumindest liegt Wehr’s Experiment dies nahe, doch es gibt ebenfalls andere Theorien.
Historiker Craig Koslofsky schreibt:
„Die Assoziationen mit der Nacht vor dem 17ten Jahrhundert waren nicht positiv. Die Nacht war ein Ort voll mit verrufenen Personen – Kriminellen, Prostituierten und Betrunkenen. Selbst für die Wohlhabenden, welche sich Kerzenlicht leisten konnten, gab es bessere Dinge, für die sie ihr Geld ausgeben konnten. Es war kein Prestige oder sozialer Wert damit verbunden, die ganze Nacht wach zu bleiben.“ (Quelle)
Die Dinge änderten sich jedoch, als Paris im Jahre 1667 die erste Stadt wurde, welche ihre Straßen beleuchtete, und schlußendlich wurde überall in Europa das wach bleiben in der Nacht zur Norm. Und dann… begann die industrielle Revolution:
„Die Menschen wurden immer zeitbewusster und feinfühlig was Effizienz anging, sicherlich schon vor dem 19ten Jahrhundert, doch die industrielle Revolution intensivierte diese Einstellung um ein vielfaches.“ (Quelle)
Schließlich kamen wir zu dem Punkt, an dem die Eltern die Kinder zwangen zu einer bestimmten Zeit zu schlafen, und entfernten sie somit vom segmentierten Schlafmuster, welches dominanter gewesen war.
Viele Schlafprobleme könnten daraus resultieren, dass der menschliche Körper den segmentierten Schlaf bevorzugt
Ekirch glaubt, dass viele moderne Schlafprobleme darin wurzeln, dass der menschliche Körper den zweigeteilten Schlaf bevorzugt. Er glaubt, dass unsere historischen Schlafmuster der Grund dafür sein könnten, warum so viele Menschen an „Durchschlafstörungen“ leiden, bei denen die Individuen mitten in der Nacht aufwachen und es ihnen schwer fällt, wieder einzuschlafen. Dieser Typ von Krankheit erschien das erste Mal im 19ten Jahrhundert, ungefähr zur gleichen Zeit, als der segmentierte Schlaf auszusterben begann.
„Für die meiste Zeit der Evolution schliefen wir auf eine bestimmte Art und Weise. In der Nacht aufzuwachen ist ein Teil der normalen menschlichen Physiologie. Die Idee, dass wir in einem konsolidierten Block schlafen müssen, kann schädliche Folgen haben, sagt er, wenn es Menschen, welche in der Nacht aufwachen, beunruhigt, da diese Beunruhigung selbst den Schlaf verhindern kann und sehr wahrscheinlich auch in das Leben im Wachzustand eindringt.“ – Psychologe Greg Jacobs (Quelle)
Russell Foster zufolge, ein Professor im Gebiet der zirkadischen [innere Uhr] Neurowissenschaften in Oxford:
„Viele Menschen wachen in der Nacht auf und bekommen Panik. Ich erzähle ihnen, dass die Erfahrung, die sie gerade machen, eine Wiederkehr des bimodalen Schlafmusters ist. Doch die Mehrheit der Doktoren erkennen es immer noch nicht an, dass ein konsolidierter Acht-Stunden-Schlaf unnatürlich sein könnte. Über 30% aller medizinischen Probleme stammen direkt oder indirekt vom Schlaf. Doch Schlaf wurde im medizinschen Training ignoriert und es gibt nur sehr wenige Zentren in denen Schlaf studiert wird.“ (Quelle)
Was taten die Menschen damals in der Zeit des Wachseins? Ekirch’s Nachforschungen legen nahe, dass sie die Zeit primär nutzten, um auf ihre Träume näher einzugehen, zu lesen, zu beten, oder andere spirituelle Praktiken durchzuführen.
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Quellen:
(1)http://www.bbc.com/news/magazine-16964783
http://slumberwise.com/science/your-ancestors-didnt-sleep-like-you/
Dieser Artikel wurde von Arjun Walia von Collective Evolution verfasst und von Daniel Schröer von Wach Auf übersetzt. Den originalen Beitrag auf Englisch findest du hier.
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