Liebe Freunde,
jetzt ist er gekommen, der Herbst, mit all seinen Veränderungen, der deutlich zunehmenden Dunkelheit, dem ganz normalen, aber gewöhnungsbedürftigen Temperatursturz, den verfärbenden Blättern und dem gefühlten Rückzug ins heimelige, warme Zimmer…
Ach, könnt doch immer Sommer sein – wieviele Dichter haben das besungen, und wieviele Menschen sprechen das laut oder heimlich nach innen jedes Jahr wieder vor sich hin. Die tiefe Sehnsucht nach ewiger Wärme, nach sommerlicher Leichtigkeit und Geborgenheit, nach Versorgtwerden, Feiern, Urlaub usw. – dem grundlegenden Lebensgefühl der Kindheit wohl, als andere für uns sorgten und wir (hoffentlich, denn das ist es, was Kinder brauchen!) im Paradies lebten. Aber dann, irgendwann, unausweichlich, kommt er der Herbst, die Veränderung, das Sterben, und die Kindheit geht zu Ende… wie jedes Jahr der Sommer auch.
Wir leben in Breitengraden mit ausgeprägten Sommer-Winter-Schwankungen, und der stetige Ablauf der Jahreszeiten hat unsere Kultur jahrtausendelang geprägt. Was uns der Herbst aber bringt, ist die Lehre, dass wir in der Fülle des Sommers vorsorgen für den Winter, der nach dem Herbst kommt. Dass wir Holz und Vorräte sammeln, um im kargen Winter überleben zu können. dass wir in der Fülle etwas zurücklegen, um später nicht mangeln zu müssen. Diese Lebensweisheit lehrt uns das immerwährende, bewusste Erleben der Jahreszeiten. Sie lehren uns, rechtzeitig Verantwortung zu übernehmen für sie unausweichlichen Veänderungen im Leben – für uns selbst und alle, die zu unserem Kreis gehören. Sie lehren uns, erwachsen zu werden. Uralte Weisheit der Natur.
Unsere heutige moderne Lebenart mit der ganzjährigen Fülle, die uns zur Verfügung steht seit dem Ende der bäuerlichen Lebensweise (und das sind im Grunde erst etwa 50-80 Jahre, also 2-3 Generationen), überdeckt diese Weisheit der inititischen Schwelle, die die Natur am Ende des Sommers eingebaut hat. So wie der Herbst auf jeden Fall kommt, so wartet ein Ende der Kindheit auf uns, und wir sind aufgerufen, unser leben in eigene Hände zu nehmen, Verantwortung zu üben und zu tragen, was letzendlich zu Weisheit und Reife führt. Diese Werte sind aber nun nicht gerade die, die in unserer Gesellschaft mehr und mehr werden, sondern im Gegenteil. Unsere neokapitalistische globale Wirtschaftsordnung, die fast alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens durchdringt, belohnt die rücksichtslose, egoistische Ellbogenkultur: am besten und belohntesten sind die Manager, die am meisten an sich raffen, sich am härtesten durchsetzen, dabei, unterstützt von gleichdenkenen sog. „Rechts-„Anwälten, absolut keine Verantwortung übernehmen für die Menschen, die für sie arbeiten, die sich drücken vor den Auswirkungen von Umweltverschmutzung und Raubbau ihrer Firmen, von Handels- und wirklichen Kriegen, gesellschaftlichen, gesundheitlichen und emotionalen Folgen ihrer Wirtschaftspolitik. Große pubertäre, egoistische Jungs, nie gereift, nie initiiert, im ewigen Sommer ihres Südens gefangen. Ach, könnt doch immer Sommer sein…
Das Gesetz unserer Erde, auf der wir leben, sagt: nein. Es gibt keinen ewigen Sommer. Und wenn wir auf dem Rad des Lebens mit aller Macht den Sommer festhalten wollen, wenn wir mit aller Macht nicht erwachsen werden und weitergehen wollen in den Herbst: er wird trotzdem kommen. Diese initiatische Schwelle im Jahresrad will, dass wir wachsen, werden und reifen, will uns ins Erwachsensein geleiten, indem wir das Sterben und den Tod des Herbstes und der dunklen Jahreszeit erleben. Im Innen wie im Außen erleben wir immer wieder, dass nichts bleibt, wie es ist, dass es kein ewiges Wachstum geben kann. Wenn wir den Sommer mit Gewalt festhalten wollen, wird der Herbst mit umso mehr Kraft kommen, unausweichlich. Irgenwann ist er da – wie jetzt da draußen.
Erwachsensein mit Verantwortung heißt, über die Folgen unseres Tuns nachzudenken, und die Verantwortung zu übernehmen, für mich selbst und für die Meinen – alle die, die in meinem Kreis der Verantwortung leben. Auch für mein Stück Erde, meine Gemeinschaften, alle Kreise, in denen ich lebe. Und natürlich für die, die nach uns kommen. Die Erde gehört unseren Kindern.
Das ist der Sinn von Initiationen. Jedes Jahr bringt uns der Herbst eine natürliche Lektion in Initiation. Darum ist es so hilfreich, mit den Jahreszeiten zu leben, sie bewusst zu durchschreiten, und in rituellen Jahreskreisfesten ihre Medizin zu begreifen und zu verstehen.
Auch die Pubertät, als das natürliche Ende der Kindheit, ist eine solche natürliche Lebensinitiation. Wie viele Menschen bleiben darin stecken… und wehren sich vehement gegen Erwachsenwerden und Erwachsensein… Ausdruck einer verlorenen Weisheit, einer nichtinitiierten Gesellschaft. Und die bestimmen dann über Wohl und Wehe von Völkern…
Rituale und Initiationen in Verbindung mit der Weisheit der Natur und des Lebensrads sind die Grundlagen eines angewandten, zeitgemäßen Schamanismus, der uns helfen kann, Schwierigkeiten im Persönlichen wie Kollektiven angemessen zu begegnen. Er bringt uns die Verbindung sowohl nach außen zur Erde, zu Pflanzen, Tieren und anderen menschen zurück, wie auch nach innen die Er-Innerung an die Verbindung von allem, was ist, an Erfahrung, Weisheit, Freude zund Ekstase wie auch Stille und Bewußtsein.
All das ist nicht wirklich neu. Aber immer wieder gut, sich daran zu erinnern…
Wir wünschen euch einen wunderbaren Herbst!
Mit herzlichen Grüßen
Gerhard WalkingMirror & Ulfhild FeuerPferd Träumerin (kreiszeit.de)
Im folgenden findest du einen Hinweis auf die Veranstaltung:
- RauhZeit – Schamanischer Jahreswechsel, 29.12. – 1.1.17
RauhZeit – Schamanischer Jahreswechsel
29.Dezember 2016 – 1.Januar 2017
Nach einigen Jahren Pause wollen wir die Tradition des schamanischen Jahreswechsels wieder aufnehmen.
Wir reisen gemeinsam durch die Rauhnächte, diese energetisch fragilen Tage nach der Wintersonnenwende, in denen sich das kommende Jahr neu formiert.
Wir räuchern und ruhen, orakeln auf verschiedene Art, verabschieden Altes, Überholtes und öffnen uns für Neues.
Wir erträumen unsere Vision fürs neue Jahr und verankern sie in einer Vision-Map.
Wir gehen nach draußen im Medicine Walk, spiegeln uns in der Natur, atmen Stille, lauschen.
Wir reinigen uns in einer Rauhnacht-Schwitzhütte.
Und dann feiern wir ekstatisch ins neue Jahr, mit afro-brasilianischem Trancetanz und Livetrommeln. Zum Jahreswechsel verbinden wir uns im Kreis der Stille, bevor wir die Nacht ausklingen lassen bei Musik, Gemeinsamkeit, Köstlichkeiten, im vertrauten Kreis, so lange wir wollen…!
Wir freuen uns auf alle, die mit uns feiern wollen
Zeit: 29.Dezember 2016, 13h – 1.Januar 2017, ca. 15h
Ort: Seminarhaus Ederlust, 35116 Hatzfeld/Eder
Kosten: Frühbucherpreis bis 4 Wochen vorher: 280 €, danach 310 €, Unterkunft je nach TN-Zahl 30-35€/Tag + Kosten für Selbstversorgung
Leitung: Gerhard Walking Mirror & Ulfhild FeuerPferd Träumerin
Hinterlasse einen Kommentar