Buddha wird gefragt, ob es einen Gott gibt.

Gibt es einen Gott?

Eines Morgens saß Gautama der Buddha still in einem Garten. Er war mit seinem Schüler Ananda, welcher in einiger Entfernung Steine in einen Fluß warf.

Mit leisen Schritten kam ein Mann auf Buddha zu, welcher von weit her gekommen war, um den Erleuchteten zu treffen. Er machte vor dem Stein halt, auf dem Buddha sich hingesetzt hatte und fragte: „Meister Buddha, ich habe nur diese eine Frage. Es stimmt doch, dass es einen Gott gibt, nicht wahr?“ Der Buddha schaute dem Mann für eine Weile in die Augen und sagte: „Nein, es gibt keinen Gott.“

Einige Zeit später kam ein weiterer Mann zu Buddha, welcher immer noch genau so friedlich am Wasser saß. Er hatte seine Augen geschlossen, doch hatte der Ankömmling schon vom Weiten aus das Gefühl gehabt, gesehen zu werden. Auch er hatte eine Frage an den Buddha: „O Buddha, sowas wie einen Gott gibt es nicht, oder?“ Der Buddha öffnete seine Augen, sah auch diesem Mann eine Weile in die Augen und antwortete:“ Doch, es gibt einen Gott.“

Ananda, welcher all dies aufmerksam mit angehört hatte, war sehr verwirrt, doch bevor er Buddha etwas fragen konnte, kam noch ein dritter Mann, welcher den Buddha mit großen Augen fragte: „Buddha, lange bin ich schon am Suchen, doch konnte ich die Antwort auf meine Frage nirgendwo finden, ich bin kurz davor völlig aufzugeben… gibt es einen Gott oder nicht?“ Gespannt lauschte Ananda, was der Buddha nun wohl antworten würde, wo er doch schon zwei ganz gegensätzliche Antworten auf die Frage nach Gott gegeben hatte.

Der Buddha jedoch lud den Fragenden ein, neben ihm Platz zu nehmen, schloß die Augen und sagte nichts. Der Fremde nahm die Einladung an, setzte sich neben den Buddha und schloß ebenfalls seine Augen. Gemeinsam gaben sie sich schweigend dem Augenblick hin; die Sonne war untergegangen, die Vögel hatten sich auf den Bäumen niedergelassen, schweigend genossen der Buddha und der Fragende eine Stunde lang die friedliche Ruhe des ausklingenden Tages.

Dann öffnete der Mann seine Augen, berührte die Füße des Buddhas und sagte zu ihm: „Wie groß, Buddha, ist dein Mitgefühl! Du hast mir die Antwort gegeben, der ich bedurfte. Ich werde dir ewig dankbar sein.“

Noch verwirrter als zuvor konnte sich Ananda nun nicht mehr zurückhalten und bat den Buddha um eine Erklärung: „Drei Menschen kamen zu dir und jedes Mal gabst du eine andere Antwort. Einmal sagtest du nicht einmal ein Wort und doch scheinst du dem Suchenden eine Antwort gegeben zu haben. O Erleuchteter, nun sage mir doch, welche der Antworten ist wahr? Der antwortete: „Nicht mit dir habe ich gesprochen Ananda. Drei verschiedene Menschen kamen zu mir und jeder von ihnen ging einen anderen Weg. Jedem Einzelnen gab ich die Antwort, die er auf seinem Weg brauchte, und jede von ihnen ist wahr.

Der Erste glaubte fest an Gott, so musste ich ihm seinen Glauben nehmen.

Der Zweite war ein Atheist, auch ihm musste ich die Illusion zerstören, die Antwort zu wissen.

Der Dritte jedoch wusste nicht, noch glaubte er. Sein Herz war offen für…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stille war eingekehrt. Ananda setzte sich lächelnd neben Gautama und spürte die Kälte des hereingebrochenen Abends. Er verstand.

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Haplo
Gast

War schön zu lesen , ich denke ich sollte mich mehr mit Buddha befassen. (: